Die Herausforderungen im nachhaltigen Wirtschaften können nur mittels Kooperationen erfolgreich bewältigt werden. Jede Organisation kann dies aktiv angehen oder warten, bis der «Dominoeffekt» eintritt.
Dominoeffekt für CO₂-Emissionen: Absenkpfade
Umweltbelastungen und Missachtung von Menschen- oder Arbeitsrechten entstehen bei vielen Produkten und Dienstleistungen gar nicht mit der Herstellung der Leistung selbst, sondern sie sind mit der Lieferkette oder mit der Nutzung bei den Kunden verbunden. Diese indirekte Beeinflussbarkeit (in der Nachhaltigkeitsszene als Scope 3 bezeichnet) wird jetzt von grossen Unternehmen mit entsprechenden Ressourcen schrittweise angegangen. Im Fokus steht aktuell die Reduktion der CO2-Emssionen. Tausende - meist grössere - Unternehmen haben sich verpflichtet, z.B. via Sciene Based Targets Initiative auf wissenschaftlicher Basis die Klimaziele im Pariser Abkommen von 2015 zu erreichen. Das wichtigste Ziel dabei ist, dass die Erdatmosphäre nicht mehr als 1.5 Grad wärmer werden darf als im vorindustriellen Zeitalter. Mit sogenannten «Absenkpfaden» werden Reduktionen der CO2-Emissionen ausgewiesen, und zwar sowohl in der Herstellung als auch in der Lieferkette. Das bedeutet, dass früher oder später konkrete Anforderungen an CO2-Absenkpfade an die Lieferanten weitergegeben werden. Hier kann man von einem Dominoeffekt sprechen.
Neue Berichterstattungsvorgaben: CSRD in der EU, nichtfinanzielle Berichterstattungspflicht in der Schweiz
Die Aktivitäten für die umwelt- oder gesellschaftsrelevanten Auswirkungen im Scope 3 werden sich nicht auf die CO2-Emissionen beschränken. Energie- und Stoffbilanzen, Informationen zu Material Compliance, Bewertung der Nachhaltigkeitsaktivitäten über Ratingplattformen (z.B. Ecovadis) sind weitere typische Forderungen, die Unternehmen zunehmend erfüllen müssen.
Kooperationen: heute gern gesehen, irgendwann gefordert
Kreislaufwirtschaft ist in aller Munde und wird als Chance für eine nachhaltigere Wirtschaft gehandelt. Auch hier werden relevante Effekte nur durch die Kooperation zwischen Unternehmen erzielt. Die Materialströme müssen über alle Phasen des Produkt-Lebenszyklus betrachtet werden. Dies impliziert den Einbezug der verschiedenen Akteure in der Wertschöpfungskette.
Wie kann ein Unternehmen durch ein aktives und offenes Verhalten Gestaltungsmöglichkeiten nutzen und Risiken reduzieren?
Erfassung der doppelten Wesentlichkeit
Es gibt eine Vielzahl von Aspekten, die in den Themen Umwelt, Soziales und Governance zu beachten sind. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Ressourcen, Aktivitäten und Berichterstattung auf die für sie wesentlichen Themen zu beschränken. Jede Organisation muss also bewerten, welche Forderungen ihrer Anspruchsgruppen für sie relevant sind und von welchen Anforderungen sie betroffen ist. Dafür sind Kenntnisse über die Umweltauswirkungen aus Tätigkeiten, Produkten und Dienstleistungen unverzichtbar. Diese gleichzeitige «Outside-In» und «Inside-Out»-Analyse wird in der Nachhaltigkeitsszene als «doppelte Wesentlichkeit» bezeichnet.
Das Wissen um die Wesentlichkeit ermöglicht einem Unternehmen, seine Ressourcen zu priorisieren und an den relevanten Themen zu arbeiten.
Wie könnte es weitergehen?
Unternehmen, die sich passiv verhalten und nicht
realisieren, was zukünftig gefordert wird, werden tendenziell zu viel
Formalismus mit entsprechend grossem Aufwand gezwungen. Es müssen mühsam Daten
erfasst, aufwändige Fragen beantwortet und Checklisten ausgefüllt werden. Dies
ist frustrierend und bietet keinen Nutzen für das Unternehmen.
Im Gegensatz dazu können Unternehmen, die Informationen und Fakten zu ihrer Wesentlichkeit kennen, mit Kunden und Regulatoren eher auf Augenhöhe kommunizieren und sich einen gewissen Gestaltungspielraum verschaffen. Sie kennen die relevanten Aspekte, können fundiert Prioritäten und Massnahmen formulieren und Wirkungen datenbasiert begründen.